Eduard von Lannoy
Heinrich Eduard Joseph Freiherr von Lannoy (* 3. Dezember 1787 in Brüssel; † 28. März 1853 in Wien) war ein Schriftsteller, Musikpädagoge, Dirigent und Komponist im Übergang zwischen Klassik und Frühromantik.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eduard von Lannoy entstammte dem flämischen Adelsgeschlecht Lannoy (frz.: Maison de Lannoy). Seine Eltern waren der niederländische Staats- und Konferenzrat Peter Joseph Albert von Lannoy (1733–1825) und dessen Ehefrau Elisabeth Joséphe Meulenbergh (1751–1833).
Nach seiner Schulzeit in Graz (1796–1801) studierte er Philosophie, Musik und Mathematik an den Universitäten in Brüssel, Paris und Graz. 1808 kam er mit seiner Familie, die das Schloss Wildhaus (slow.: Viltuški grad) bei Marburg an der Drau (slow.: Maribor) in Slowenien erworben hatte, in die Steiermark.
Hier schloss er sich dem Kreis um den volksnahen Erzherzog Johann an und gab dem Grazer und Wiener Kultur- und Musikleben wichtige Impulse. So war er im Vorstand der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und leitete zeitweise das angeschlossene Konservatorium sowie die Concerts spirituels, die sich insbesondere dem Schaffen L. v. Beethovens widmeten. Er stand in regem Kontakt mit bedeutenden musikalischen Zeitgenossen, darunter Hector Berlioz, Ferdinand David, Gaetano Donizetti, Anselm Hüttenbrenner, Franz Lachner, Franz Liszt, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johann Vesque von Püttlingen und Henri Vieuxtemps. Als Komponist feierte er mit eher eingängigen als tiefgängigen Werken zahlreiche Erfolge. So erlebte allein sein Melodram Ein Uhr oder Der Zauberbund um Mitternacht mehr als 100 Aufführungen im Theater an der Wien.
Er liegt auf dem katholischen Friedhof Wien Matzleinsdorf (heute:Waldmüllerpark) begraben.
Er heiratete am 18. Oktober 1819 in Wildhaus in der Untersteiermark Magdalena Katharina Josephine Edle von Carneri, eine Tochter des Franz Xaver Edler von Carneri. Die Ehe blieb kinderlos. Stattdessen adoptierte er seinen Schwager Freiherr Rudolf Oskar von Gödel (1814–1883). Dieser war Präsident der Central-Seebehörde in Triest und erhielt am 21. Dezember 1852 den Namen Gödel-Lannoy.[1]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von seinen zahlreichen Werken nimmt die Gegenwart kaum mehr Notiz:
Opern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Margarethe oder Die Räuber, (1813/1814)
- Olindo und Sophronia, (1815)
- Rosa oder Die Einsiedeley in den Alpen, (1816)
- Die Morlaken, (1817)
- Libussa, Böhmens erste Königin, (1818/1819)
- Die Europäer in Ostindien, (1823)
- I due forzati, (1825)
- Der Schreckenstein, (1825)
- Des Liedes Macht, (1826), unvollendet.
- Schloß Darville, (1839), unvollendet
Singspiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jery und Bätely, (1816)
- Kätly, (1827)
- Zauberer Papagei und König Bär, Zaubererspiel (1830)
Melodramen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ein Uhr oder Der Zauberbund um Mitternacht, (1822)
- Der Mörder, (1822)
- Carlos Romaldi, (1822)
- Emmy Teels, (1823)
- Die beiden Galeerensklaven, (1823)
- Der Löwe von Florenz, (1823)
- Abu, der schwarze Wundermann, (1826)
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schauspielmusiken
- 4 Sinfonien
- Klavierstücke
- Lieder
- Kammermusik für Streicher und Bläser
- Grand Trio für Klavier, Klarinette und Cello
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Constantin von Wurzbach: Lannoy, Eduard Baron. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 14. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1865, S. 142–145 (Digitalisat).
- Wolfgang Suppan: Heinrich Eduard Josef von Lannoy (1787–1853). Leben und Werke (= Musik aus der Steiermark. Reihe 4: Beiträge zur steirischen Musikforschung. Bd. 2, ZDB-ID 1104979-0). Akademische Druck- und Verlags-Anstalt, Graz 1960 (Digitalisat Google Books) – Gekürzte Fassung der gleichnamigen Dissertation an der Universität Graz.
- Wolfgang Suppan: Lannoy Heinrich Eduard Josef von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1972, S. 17.
- Wolfgang Suppan: Lannoy, Eduard von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 620 f. (Digitalisat).
- Lannoy, Heinrich Eduard Josef von. In: Wolfgang Suppan: Steirisches Musiklexikon. 2. völlig überarbeitete und erweiterte Auflage der Ausgabe 1962–1966. Akademische Druck- und Verlags-Anstalt, Graz 2009, ISBN 978-3-201-01888-3, S. 399–402.
- Wolfgang Suppan: Eduard von Lannoy (1787–1853). Komponist, Dirigent, Konzertveranstalter und Gesellschaftskritiker aus dem Umfeld Erzherzog Johanns, in: Blätter für Heimatkunde, Jg. 83 (2009), S. 82–88 (PDF-Datei auf historischerverein-stmk.at).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag zu Eduard von Lannoy im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Personendaten | |
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NAME | Lannoy, Eduard von |
ALTERNATIVNAMEN | Lannoy, Heinrich Eduard Josef Freiherr von |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Gambist und Komponist |
GEBURTSDATUM | 3. Dezember 1787 |
GEBURTSORT | Brüssel |
STERBEDATUM | 28. März 1853 |
STERBEORT | Wien |